Der C-Wahnsinn ebbt ab, das Affentheater hat begonnen und plötzlich sorgt ein falsch positiver Corona Test für Aufruhr. Oder war dieser Mensch doch hochgradig ansteckend? An einem warmen Tag im Mai erlebe ich das Drama hautnah mit. In Schweden, wo im Alltag nicht mehr spürbar ist, dass die vermeintliche Pandemie jemals außerhalb der menschlichen Köpfe gewütet hat.
Mit meinem Besucher aus Deutschland spaziere ich zusammen durch Stockholm – einen Tag vor seinem Rückflug. Dieser zeitliche Umstand ist im Mai noch mit der 3G-Regelung verknüpft. Zurück in die Heimat darf er nur reisen, sofern er sich entweder einer gewissen Gen-Therapie unterzogen hat, negativ auf das gefährlichste Virus aller Zeiten getestet oder davon genesen ist. Meinem alten Freund bleibt also keine andere Wahl, als sich ein Stäbchen in die Nase rammen zu lassen.
Antigen-Schnelltests für Reisende
Online vereinbaren wir einen Termin in einem Stockholmer Testzentrum. Ein Antigen-Schnelltest mit Reisezertifikat kostet 295 schwedische Kronen, umgerechnet knapp 30 Euro. Der Besuch in dem ehemaligen Ladengeschäft in Gamla Stan wirkt wie eine jähe Unterbrechung unseres Stadtspaziergangs an einem so wunderbar sonnigen Tag. Während ich draußen vor der Tür warte und diese sich einen Spalt öffnet, erhasche ich zwei verhüllte Gesichter hinter einem Tresen. Frisch Getestete, die nach draußen kommen, vermummen sich mit FFP2-Kaffeefiltern. Ein Anblick, der in Schweden längst zu einer Rarität geworden ist. Die bizarre Parallelwelt hinter der Schwelle verlässt mein Besucher nach wenigen Minuten mit genervtem Blick und FFP2-Maske in der Hand. Man habe ihm das Ding aufdiktiert und der Test sei schmerzhaft fies gewesen, beklagt er sich.
„Dann lass uns jetzt Kaffee trinken gehen“, antworte ich in dem Glauben, dass sein Test negativ ausfallen würde. Ein falsch positiver Corona Test liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft. Immerhin hat er keine Erkältungssymptome. Ich dagegen habe ein leichtes Kratzen im Hals und etwas Husten und Schnupfen. Ansonsten fühle ich mich topfit.
Der Horror auf rotem Untergrund
Als wir ein Café in einer gemütlichen Gasse ansteuern und Kaffee und Kuchen bestellen, habe ich das Gruselkabinett von Testzentrum fast schon vergessen. Bevor mein Begleiter einen Blick auf sein Handy wirft, lasse ich mir meinen Rhabarberkuchen mit Streuseln genüsslich auf der Zunge zergehen. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass wir nach dem Kaffeeklatsch weiter entspannt durch Stockholm schlendern würden.
Dann öffnet sich auf dem Smartphone ein pdf-Dokument des Schreckens. „POSITIVE“, steht da auf knallrotem Untergrund. Mein Freund fällt aus allen Wolken. Er habe es gewusst, behauptet er am Boden zerstört. In Deutschland sei ihm das auch schon mal passiert, ohne dass er Symptome gehabt habe. Gemeinsam fragen wir uns, was wir als nächstes machen. Meister Google offenbart, dass er mit einem positiven Test nicht ins Flugzeug steigen dürfe. Ich bin mir sicher: Das muss ein falsch positiver Corona Test sein. Um eine zweite Meinung einzuholen, machen wir anderswo noch einen Termin aus. Kosten: erneut 295 schwedische Kronen. Es gibt durchaus schlechtere Geschäfte als Antigen-Schnelltests. PCR-Tests für Reisende kosten sogar über 1.000 Kronen …
Endlich negativ! Falsch positiver Corona Test?
Statt zum Königlichen Palast zu spazieren, quetschen wir uns in die U-Bahn und fahren in eine ganz andere Richtung. Ungefähr drei Stationen später ist es so weit: Das nächste Stäbchen wartet auf die malträtierte Nase. Auch beim zweiten Mal bleibe ich vor der Tür, denn meine Lust, ein Testzentrum von innen zu sehen, hält sich in Grenzen. Mein Besucher ist betrübt, besorgt, mit den Nerven fertig und auch hinter mir liegen schon angenehmere Stadtspazierhänge. Draußen vor der Tür denke ich beharrlich: negativ, negativ, negativ!
So ist es dann: ein negativer Antigen-Schnelltest, den am Stockholmer Flughafen und nach der Landung in Deutschland niemand sehen will. Fast 60 verschwendete Euronen!
„Diese Arschlöcher!“, verflucht mein Freund das erste Testzentrum in Gamla Stan. Weil er aber weiß, dass ich leicht erkältet bin, bittet er mich, ebenfalls einen Test zu machen. Ihm zum Gefallen und um sein Leid ein bisschen zu teilen, investiere ich in der nächsten Drogerie 24 Kronen in einen Selbsttest. Unabhängig von meinem Ergebnis, von dem ich Dir in meinem nächsten Artikel ganz unverblümt erzählen werde, stellt sich die Frage: Hat ein falsch positiver Corona Test meinem Besucher den Tag vermiest oder war das zweite Resultat eine Fehlmessung? Und wieviel taugen solche Tests wirklich? Ich habe mir schon 2020 eine Meinung gebildet, doch die behalte ich für mich. (as)