Corona-Regeln in Finnland: Fast zurück zur Normalität

Mein Kompass zeigt nach Norden, so dass ich neulich Gelegenheit hatte, die Corona-Regeln in Finnland unter die Lupe zu nehmen. Seit Mitte Juli dürfen Deutsche wieder ins Land der tausend Seen einreisen. Prompt ergattere ich einen preiswerten Flug und realisiere endlich die Reise, nach der ich mich seit Monaten gesehnt habe.

Nachdem ich am Flughafen Tegel mit einem roten Spitzen-Tanga über Mund und Nase meinen Koffer abgegeben habe und durch die Sicherheitskontrolle spaziert bin, erwartet mich an Bord der finnischen Maschine ein verstörendes Bild. Alle Passagiere müssen Masken tragen. Es reicht nicht einmal aus, das Gesicht unterhalb der Augen mit einem Halstuch zu bedecken. Eine Stewardess macht mich darauf aufmerksam, dass Spitze nicht vor Viren schütze. Dann gibt sie mir eine blaue Einmal-Maske.

In dem Moment habe ich weder Lust noch Energie, ihr zu erklären, dass der „Maulkorb“ der Airline böse „Killer-Mikroben“ aus China genauso wenig abschirme wie mein Schlüpfer. Also ziehe ich mir die „Gesichtswindel“ über den Mund und verhülle meine Nase nur, wenn die Dame in der Nähe meiner Sitzreihe herumschwirrt. Essen und trinken dürfen übrigens alle Fluggäste „oben ohne“. Das Virus nimmt wohl Rücksicht auf die Nahrungsaufnahme seiner menschlichen Wirte.

Corona-Regeln in Finnland am Flughafen

Am Flughafen von Helsinki gilt wie in Berlin eine Maskenpflicht, doch nicht alle halten sich daran. Niemand weist sie deshalb zurecht. Jeder, der den Terminal verlässt, bekommt ein Merkblatt in die Hände gedrückt. Darauf sind sämtliche Corona-Symptome aufgelistet. Wenn man sie verspüre, solle man sich testen lassen, heißt es. Ich hatte sie schon oft, wenn ich erkältet war. Jetzt fühle ich mich fit und energiegeladen. Am Eingang des Flughafen-Bahnhofs fragt mich eine neongelb bewestete Frau vom Sicherheitspersonal, woher ich käme. „Berlin“, antworte ich und darf den Weg zum Bahnsteig passieren.

In allen Zügen und Bussen, mit denen ich auf finnischem Boden fahre, ist es eine Selbstverständlichkeit, maskenfrei zu reisen. Nur in der U-Bahn in Helsinki begegnen mir zwei Maskierte zwischen den vielen, die sich schamlos nackt im Gesicht zeigen. In einem Regionalzug ertönt eine Durchsage, dass man verstärkt auf Handhygiene achten und es vermeiden solle, in Richtung anderer Leute zu husten und zu niesen. Ein paar Minuten nach der Ansage hüstelt ein älterer Herr vor sich hin und macht daraufhin grinsend einen Spruch über Corona. Den genauen Inhalt verstehe ich nicht.

Domplatz in Helsinki, Foto: Annika Senger

Rückkehr zum normalen Leben wie vor 2020

In meinen beiden Unterkünften in Helsinki und in Savonlinna bekomme ich an der Rezeption Desinfektionstücher ausgehändigt. Abgesehen davon unterscheidet sich nichts von der Zeit vor 2020. Zum Beispiel haben die Gäste die Möglichkeit, ohne Einschränkungen in der Sauna zu schwitzen. In Deutschland zurzeit unvorstellbar, doch die Finnen würden wohl protestieren, wenn man ihnen ihr Kulturgut verböte!

Man darf auch ohne Maske und Abstandsmarkierungen im Supermarkt einkaufen. An den Eingängen stehen noch Flaschen mit Desinfektionsmitteln und die Kassierer arbeiten hinter Plexiglas-Scheiben. Mein finnischer Ex-Freund scheint der Einzige weit und breit, der in seiner Heimat beim Einkaufen eine Maske aufsetzt. Er hatte schon immer panische Angst vor allen möglichen Viren und Bakterien. Da ich seine „special features“ zur Genüge kenne, lasse ich ihn gewähren.

Ansonsten genießt er mit mir den warmen Sommer in Helsinki. Wir bummeln durch gut gefüllte Kneipen, wo weder maskierte Servicekräfte bedienen noch Kontaktdaten von Gästen verlangt werden. Auf dem Domplatz erleben wir Volksfeststimmung, zur gleichen Zeit findet auf dem Marktplatz am Hafen ein Oldtimer-Festival statt. Polizisten, die die Anwesenden zum Einhalten von Abstandsregeln zwingen, sucht man vergeblich. Ich gewöhne mich schnell an die lockeren Corona-Regeln in Finnland. Nur meine Lust auf Flugreisen hält sich seit dieser Tour in Grenzen. (as)

2 Gedanken zu „Corona-Regeln in Finnland: Fast zurück zur Normalität“

  1. Da kommen mir so die Tränen beim lesen…Über FREUDE aber auch lustig zugleich…Nach der Stewardess,kann man es voll verstehen mit der Lust auf Flugreisen…! ! !

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    • Wobei ich aber denke, dass die Stewardess nur Jobanweisungen befolgt hat. Was in Deutschland zurzeit passiert, wenn man das nicht tut, zeigt das Beispiel des suspendierten Kriminalhauptkommissars aus Hannover. Ein Beispiel von vielen!

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