Demonstration für Freiheit auf Teneriffa: ein Fest der Lebensfreude

Nach massiver Polizeigewalt mit Wasserwerfern und Prügelaktionen in Berlin hatte ich Ende 2020 beschlossen, jede weitere Demonstration für Freiheit zu meiden. Schließlich beginnt die persönliche Freiheit im Innern und deshalb erübrigt es sich, im Außen danach zu brüllen. Inzwischen habe ich meine Meinung geändert. Obwohl ich es immer noch für sinnlos halte, Geburtsrechte einzufordern statt sie durch tägliche Handlungen zu beanspruchen, sind die Verbindungen zwischen Menschen, die auf der Straße entstehen, enorm wertvoll.

Nachdem ich Schweden Ende November für Sonne, Wärme und Licht verlassen hatte, fühlte ich mich anfangs auf Teneriffa sehr allein. Plötzlich war ich wieder mit Maskierten konfrontiert – nicht nur in Geschäften und Bussen, sondern auch überall im Freien. Und manche Einheimische reagieren verärgert, sobald sie bemerken, dass ein anderer Mensch das faschistische Symbol der Unterwerfung ablehnt. Bisher habe ich mir zu helfen gewusst – mit meiner grünen „Anti-Diskussions-Maske“, deren große Löcher mindestens genauso gut vor einem Virus schützen wie FFP2-Masken. Trotzdem bin ich seit meiner Ankunft schon dreimal verbal auf Spanisch attackiert worden: Das sei keine „richtige“ Maske. In solchen Situationen stelle ich mich entweder dumm und antworte „No comprendo!“ (Ich nichts verstehen!) oder ich ignoriere die Ansprache.

Spaziergänge in Puerto de la Cruz

In jedem Fall bin ich in meiner aktuellen Situation froh, dass es Möglichkeiten gibt, mich vor Ort mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Seit Januar 2022 finden in Puerto de la Cruz jeden Dienstag ab 19 Uhr Spaziergänge für Freiheit und Grundrechte statt. Die Organisatoren sind Deutsche, mit denen ich fröhlich Weihnachten feiern durfte. Hauptsächlich deutsch sind auch die anderen Spaziergänger. Einige haben spanische Freunde, die sich den Spaziergängen anschließen. Bisher bilden die Einheimischen jedoch eine Minderheit. Noch!

Demonstration für Freiheit in La Laguna

Ein ganz anderes Bild zeigte sich mir am 22. Januar in der Universitätsstadt San Cristobal de La Laguna. Laut offiziellen Angaben sollen rund 4.000 Menschen bei der Demonstration für Freiheit durch die Altstadt gezogen sein. Die Veranstaltung erinnerte vielmehr an einen Party-Umzug als an eine Revolte gegen die Staatsgewalt, die sich auf Teneriffa friedlich und kooperativ verhält. Zwei Polizeibeamte marschierten vor dem Demonstrationszug und schienen miteinander zu plaudern, während die Menschenmenge klatschte, trommelte, sang und tanzte. Spanisches Temperament und Lebensfreude, die mir fast schon verloren gegangen schienen, ertönten endlich wieder in voller Lautstärke.

Im Laufe der Demonstration für Freiheit fielen Parolen wie „La vacuna por el culo“ (Die Impfung für den Ar…), „libertad“ (Freiheit), „Television, manipulación“, „Todo es un plan“ (Alles ist ein Plan) und „Los niños son sagrados“ (Die Kinder sind heilig). Mit guter Laune, Leidenschaft, bunten Plakaten und kreativ gestalteten T-Shirts brachten die spanischen Frei- und Klardenker ihren Standpunkt souverän zum Ausdruck. Nicht einmal auf den Mega-Demonstrationen im August 2020 in Berlin floss solch eine positive Energie. Der Grund dafür war in erster Linie schwarz uniformiert und eskalierend. Dass es auch anders geht, beweist das folgende Video aus La Laguna. (as)

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