Nicht ohne uns Demo in Berlin verboten, Gegen-Demo erlaubt

Die Berliner Polizei hat am 2. Mai 2020 weitere Barrikaden rund um den Rosa-Luxemburg-Platz errichtet, um die verbotene Nicht ohne uns Demo für das Grundgesetz einzudämmen. Als Vertreterin meiner eigenen Presse verweisen mich die Beamten diesmal in ein abgegrenztes Rondell vor der Volksbühne. Journalisten hätten sich vergangene Woche nicht an den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,50 Meter gehalten, erklärt mir einer der Uniformierten. Meinen Umgang mit der Polizei gestalte ich höflich. Selbstverständlich halte ich mich auch an die behördlichen Vorgaben.

Während es in der Hauptstadt derzeit untersagt ist, friedlich für Demokratie, Freiheit und Grundrechte zu demonstrieren, wurde eine Gegen-Demo von Berlin gegen Nazis genehmigt. Nachdem ich im Laufe meines Lebens einige Male gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen bin, laufe ich nun Gefahr, ebenfalls den Stempel „Rechts“ aufgedrückt zu bekommen.

Nichts ohne uns Demo für Grundrechte, Gegen-Demo gegen Rechts

Rund um den Rosa-Luxemburg-Platz hängen aus den Fenstern der Häuser Plakate mit Aufschriften wie „Geht heim“ und „Nicht eure Kulisse“. Diese Parolen sind an die Teilnehmer der Nicht ohne uns Demo gerichtet: beispielsweise an die singenden Christen mit Gitarren oder die still vor sich hin Meditierenden. Sicher auch an die Bäcker der mit Schokolade gefüllten Grundgesetz-Kekse. Mit den Worten „Genießen Sie das Grundgesetz, solange es noch möglich ist“ bekomme ich solch eine süße Leckerei in die Hand gedrückt.

Für meinen YouTube-Kanal führe ich Interviews mit Menschen, die lediglich den Rechtsstaat vor Freiheitsbegrenzung und faschistoiden politischen Maßnahmen bewahren wollen. Einer von ihnen könne es mit seinem Gewissen nicht länger verantworten, Mitglied der CDU zu sein und sei stattdessen der neuen Partei Widerstand2020 beigetreten. Derweil warnen die Gegen-Demonstranten vor rechtsgesinnten Personen, die sich unters Volk gemischt hätten – zum Beispiel vor einer AfD-Influencerin oder Anhängern einer Neonazi-Vereinigung. Der Journalist Ken Jebsen von KenFM sei ein Verschwörungstheoretiker und der Redner selbst habe aus rechten Kreisen Morddrohungen erhalten.

Ehe die Polizei Gewalt gegen Demonstranten der unerlaubten Kundgebung ausübt, wie der freie Journalist Christian S. in seinem YouTube-Video dokumentiert, habe ich die Szenerie längst verlassen. Am 9. Mai werde ich zurückkehren. (as)

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