Gedanken erschaffen Realität am Lebens-Buffet

Gedanken erschaffen Realität. Wenn Du richtig schlecht über eine Situation denkst, siehst Du nur Negatives und um Dich herum einen riesigen Haufen Arschlöcher. Der beste Ort, um mich auf die Palme zu bringen, sind die Öffis in Berlin: die U-Bahn, die mir vor der Nase wegfährt. Die nächste, die sich zehn Minuten verspätet und vollgestopft ist. Die S-Bahn-Linie, die unangekündigt wegen einer Baustelle unterbrochen ist. Nicht zu vergessen die unzähligen Menschen mit mies gelaunten Gesichtern, die einen im U-Bahnhof aggressiv anrempeln.

Ja, Berlin hat in vieler Hinsicht Baustellen und eine niedrige Grundschwingung. Die Frage ist allerdings, wie ich mit meinem Denken und Handeln darauf reagiere. Lasse ich mich von den Aggressionen der anderen und allem, was hier täglich schief läuft, anstecken? Oder lese ich in der Bahn ein Buch, das mich weiterbringt?

Gedanken erschaffen Realität im Restaurant

Ein anderes Beispiel: An einem Sonntagmittag Anfang Oktober kehre ich mit meinem finnischen Ex-Freund in einen gemütlichen Landgasthof bei Helsinki ein. Seit ich ihn zur Sommersonnenwende 2019 in Finnland besucht habe, stehen wir wieder regelmäßig in Kontakt. Es macht mir Spaß, mit ihm Ausflüge in die Natur zu machen. Vor unserem Restaurant-Besuch sind wir schon stundenlang durch herbstliche Felder, Wälder und Seenlandschaften gewandert.

Am Morgen nach dem Aufstehen hat er mir von dem Lokal erzählt. Dass es so beliebt sei, vor allem für sein Sonntagsbuffet. Nach den Spaziergängen habe ich natürlich ganz schön Appetit und freue mich auf unser Mittagessen. Meine Erwartungen werden mehr als übertroffen. Es gibt eine gigantische Auswahl an Salaten, frisches Obst, ein hervorragend gewürztes Veggie-Hauptgericht mit viel Gemüse und Tofu, süße Desserts und Kuchen. Der besondere Clou: Wasser, Orangensaft, Apfelsaft, Milch und ein Beeren-Smoothie sind inklusive. Ich fühle mich wie im Schlaraffenland!

Das Ambiente wirkt ländlich rustikal wie eine gute Stube. Ich bin meinem Ex dankbar, dass er mich an diesen warmen Ort geführt hat und schwärme ihm vor, wie vorzüglich es mir schmeckt. Da verzieht er das Gesicht und antwortet: „Das Weißbrot ist in Öl getränkt. Das ist eklig. Die Getränke-Spender funktionieren nicht und es gibt kein Vollkornbrot. Ich habe mich gerade bei der Kellnerin beschwert.“

„Du hast WAS?“, reagiere ich verdattert.

Zum besseren Verständnis: Die Säfte stehen in Glaskaraffen und Tetra-Paks am Buffet. Wahrscheinlich kennst Du die Maschinen, die Hotelgästen per Knopfdruck oranges Zuckerwasser anstelle von O-Saft ausschütten. Die habe ich links liegen lassen, ebenso das Brot, weil ich wegen der Vielzahl an leckeren Speisen auf Füllmaterial für den Magen verzichte.

Mein Begleiter motzt: „Ja, bei dem Preis sollte man besseres Brot erwarten. Weißt du, was das Essen hier kostet? 30 Euro pro Person!“

Die Bezahlung hat er direkt nach der Ankunft für uns beide erledigt. Wir wechseln uns gerecht ab, nun war er wieder an der Reihe.

„Das ist doch okay!“, meine ich. „Guck dir die Auswahl an. Außerdem kosten die Getränke keinen Cent extra. Ich finde das blöd, dass du dich schon wieder beschwert hast.“

Als sie in der Nähe unseres Tisches herumschwirrt, winke ich die Kellnerin heran und sage ihr: „Ruoka on oikein hyvää.“

Wegen meiner einst amourösen Verstrickungen spreche ich gerade so viel Finnisch, um die Sache wiedergutzumachen: Das Essen ist sehr gut.

Die Frau schaut verwirrt, dann lächelt sie mich schweigend an.

Daraufhin genieße ich jeden weiteren Bissen und schieße mein angedachtes Beziehungs-Comeback auf den Mond.

Gedanken erschaffen Realität
Gedanken erschaffen Realität, Foto: geralt / Pixabay

Gedanken erzeugen Gefühle, Einstellung und Verhalten

Gedanken erschaffen Realität – mein Ex hat seine, ich meine. Obwohl wir viele gemeinsame Interessen haben, malt er sich in seinem Kopf ständig düstere Szenarien aus. Gedanken werden Gefühle, Gefühle werden zu persönlicher Einstellung und Verhalten. Die Umwelt reagiert dementsprechend darauf, das wiederum erzeugt neue Gedanken. Ein Teufelskreislauf, wenn negatives Denken schon zum Dauerzustand geworden ist.

Beim Entrümpeln meiner Wohnung habe ich ein altes Tagebuch von 2012 und ’13 wiederentdeckt – ausgerechnet aus dem Zeitraum der besagten Beziehung! Und was offenbaren mir meine Einträge? Genau – dunkle Gedankenwelten, die sich ausgezeichnet ergänzten. Alles, was ich mir selbst damit eingebrockt habe, lieferte mir nach und nach den Beweis: Gedanken erschaffen Realität. Momentan halte ich die Zügel meiner Freundschaft zu meinem Ex wieder lockerer. Wir unternehmen zwar weiter Sachen gemeinsam, aber ich kann genauso gut ohne ihn durch mein Leben reisen. (as)

Schreibe einen Kommentar