Dankbarkeit für 2020? Positives in der Krise

Empfindest du Dankbarkeit für 2020? Sicher lohnt es sich, mit dieser Frage eine globale Umfrage zu starten, denn die weltweite Krise hat Auswirkungen auf jeden einzelnen Menschen. Auf diejenigen, die die aktuelle Situation möglicherweise zu ihren Gunsten geplant und initiiert haben, möchte ich hier gar nicht eingehen. Meine Frage richtet sich an dich: Bist du dankbar für die erzwungenen Veränderungen dieses Jahres?

Vielleicht hast du deine Arbeit verloren, steckst in Kurzarbeit oder du leidest, weil deinen Kindern in der Schule die Luft zum Atmen geraubt wird. Vielleicht hat dir der Lockdown deine Existenz unter den Füßen weggerissen oder dir war es untersagt, dich von einem geliebten Familienmitglied gebührend zu verabschieden. Es wäre nur verständlich, mir wegen meiner Frage nach Dankbarkeit für 2020 zu grollen. Es bringt dich nur nicht weiter, sondern zieht dich noch tiefer in den allgegenwärtigen Schlamassel.

Mich haben die Maßnahmen auch schwer getroffen – von finanziellen Einbußen in meinem Reisebusiness bis hin zu einem Jobverlust. Blicke ich jedoch auf die vergangenen Monate zurück, passen alle Puzzleteile perfekt zusammen. Ich fühle Dankbarkeit für einen Weg der Veränderung, den ich ohne Corona so nicht eingeschlagen hätte. Alles wäre weitergelaufen wie bisher – mit den bereits bekannten Resultaten.

Ein berühmtes Zitat von Albert Einstein lautet: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ Da ich die reinste Form des Wahnsinns seit Jahren unzufrieden zelebriert hatte, sah wohl das Leben keine Alternative als mich zu meinem Glück zu zwingen.

Glück? Mag sein, dass du dich beim Lesen dieser Zeilen fragst, woher ich so genau weiß, dass die Sache gut für mich ausgeht. Immerhin ziehen die Puppenspieler und ihre Marionetten trotz aller Proteste kräftig die Daumenschrauben an. Was auch immer sie auf ihrer Bühne für ein Schmierentheater inszenieren, hat mit dem Film in meinem Kopf rein gar nichts zu tun. Die Regisseurin bin ich und wenn ich für mein Werk ein Happy End visualisiere, dann folgt auch Szene für Szene die Umsetzung.

Damit du ebenfalls Positives aus der Krise ziehen kannst, gebe ich dir nun ein paar Tipps, die mir in diesem Jahr geholfen und mich immer mehr in meine Dankbarkeit gebracht haben.

Dankbarkeit erleben
Dankbarkeit, Foto: John Hain / Pixabay

Momente der Dankbarkeit in einem Tagebuch aufschreiben

Ich liebe Notizbücher, weil ich darin meine Ideen festhalten kann. Seit einigen Monaten führe ich eine Art Tagebuch, in dem ich mir fast jeden Abend notiere, wofür ich im Laufe des Tages dankbar gewesen bin. Oft sind es vermeintliche Kleinigkeiten wie Sonnenstrahlen, der Cappuccino im Café um die Ecke oder ein Treffen mit einem guten Freund. Wenn du all diese Momente addierst, wirst du feststellen, dass mit vielen Dingen in deinem Leben zufrieden sein kannst. Ich hielt es Zeit meines Lebens für selbstverständlich, in einem freien Land zu leben. Zu selbstverständlich, um dafür dankbar zu sein – bis 2020.

Sei flexibel und mach aus Zitronen Limonade

In der Tat haben sich eine Menge Tore geschlossen, obwohl natürlich niemand beabsichtigt, eine Mauer zu errichten. Schon Mitte März bekomme ich das hautnah zu spüren: Konzerte, die ich besuchen will, finden plötzlich nicht statt und mein Wanderurlaub auf Mallorca fällt ins Wasser. Trotzdem blicke ich glücklich auf diese Tage zurück, weil ich stattdessen täglich neue Wandergebiete am Stadtrand von Berlin und im Umland erkunde. Zu dem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als weitere gebuchte Reisen abzusagen.

Anschließend erlebe ich auf meinem Fahrrad den Sommer meines Lebens. Zuerst radele ich nach Usedom, dann von Swinemünde nach Danzig und schließlich nach Kopenhagen. Nur den Polen-Trip habe ich Anfang des Jahres geplant, um mich mit einem Stück Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Diese Reise ist rückblickend betrachtet 2020 im Schnelldurchlauf. Schon nach den ersten Kilometern wird der Weg holprig. Über weite Kilometer ist er sandig, einmal rutsche ich aus und versinke mitten in einem Nationalpark im Schlamm. Ich habe nur zwei Optionen – die Tour abzubrechen oder sie bis zum Ende mit sämtlichen Strapazen durchzuziehen. Meine Wahl fällt auf Option Nummer zwei.

Übernimm Eigenverantwortung

Im Nachhinein betrachte ich die Radtour durch Pommern als eine der tollsten Reisen meines Lebens. Ich durfte Eigenverantwortung in Reinform zelebrieren und genau das ist der Schlüssel zur Freiheit, für den ich 2020 so dankbar bin. Eigenverantwortung bedeutet auch, dass du entscheidest, wie viel Aufmerksamkeit du bestimmten Medien und politischen Handlangern schenkst. Du hast die Wahl, ob du die Nachrichten im Fernsehen einschaltest oder stattdessen meditierst und ein Buch liest. Es liegt auch in deiner Verantwortung, was du in den sozialen Medien teilst und mit welchen Postings du dich beschäftigst. Mir ist wichtig, dass das, was ich täglich an Informationen aufsauge, meiner Seele gut tut. Was natürlich nicht heißt, dass ich vor den Geschehnissen in der Welt die Augen verschließe.

Erkenne den Sinn hinter den Dingen

Zu guter Letzt empfinde ich für 2020 ein so hohes Maß an Dankbarkeit, weil ich den Sinn hinter allen Schwierigkeiten und Hürden meines Lebens erkannt habe. Ich hatte tausend Gelegenheiten, für diese Krise zu trainieren und mit jeder Trainingseinheit stärker zu werden. Vieles, was jetzt im Großen passiert, habe ich im Kleinen längst durchlebt. Endlich offenbart sich eine Antwort auf die Frage nach dem Warum, die früher in unzählige depressive Verstimmungen mündete. In den schwarzen Löchern ist es hell geworden. Und bei dir? Gerne darfst du deine Eindrücke und Meinungen in einem Kommentar äußern. (as)

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